Fitness bis ins hohe Alter

Langlebigkeit ist auch eine Frage des Lebensstils - sagt ein Psychologe aus Dublin

Am 30. August starb im Alter von 115 Jahren der offiziell älteste Mensch der Welt, die Holländerin Hendrikje van Andel-Schipper. Gefragt nach ihrem Geheimnis, sagte die Frau: Saure Heringe essen. Just am selben Tag starb auch die älteste Engländerin, Florence Reeves, im Alter von 111. Ihr Rezept: ein allabendliches Mischgetränk aus Weinbrand und Ginger-Ale. Nicht gerade etwas, das auf den Empfehlungslisten der Altersforscher steht.

Die Wissenschaft hat eine Reihe von Faktoren identifiziert, die menschliches Leben verlängern können. Allerdings sollten die gewonnenen Jahre es auch wert sein. Die Nahrungszufuhr um die Hälfte zu senken - im Experiment mit Fruchtfliegen eine höchst erfolgreiche Methusalemstrategie - entspricht nicht jedermanns Vorstellung vom guten Leben. Laut Ian Robertson, einem Psychologieprofessor aus Dublin, ist das auch gar nicht notwendig. In seinem aktuellen Buch, Stay Sharp with the Mind Doctor, kommt der Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der absolt wichtigste Faktor geistige Fitness ist. Genau dies hatten auch die beiden erwähnten langlebigen Damen gemeinsam: eine auffallende geistige Frische. Robertson konstatiert eine "wachsende Kluft zwischen biologischem und chronologischem Alter": "Unsere Körper werden gesünder, und wir leben länger; die Hauptgefahr im Alter betrifft die Funktionsfähigkeit unseres Gehirns."

Neurowissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass unser Hirn "plastisch" ist: Was wir lernen - und zwar in jedem Alter - schlägt sich in der Architektur der Nervennetze nieder. Im Alter über 50, sagt Robertson, seien wahrscheinlich nur wenige Faktoren entscheidend für die Fitness des Gehirns. Und die kann man trainieren: In einem US-Experiment wurden knapp 3000 Männer und Frauen zwischen 65 und 94, die sich freiwillig für ein geistiges "Schärfetraining" gemeldet hatten, mit unterschiedlichen Aufgaben bedacht: Gedächtnis, Probleme mit und ohne Zeitdruck lösen und Reaktionstraining mit computerspielähnlichen Aufgaben. Die Teilnehmer absolvierten zehn einstündige Sitzungen in einem Zeitraum von sechs Wochen. Wie sich zeigte, schug der Denksport nachhaltig an: Sogar noch nach elf Monaten zeigten die Trainierten eine kognitive Verbesserung im Vergleich zur untrainierten Kontrollgruppe.

Wie lässt sich nun unser Alterspotenzial maximal ausschöpfen? Laut Robertson tragen sieben Faktoren des Lebensstils zu einem hohen Alter bei (siehe unten). Interessanterweise hängen diese Faktoren alle zusammen. Beispielsweise kann laut einer Untersuchung von Marina Lynch, die wie Robertson am Trinity College in Dublin forscht, omega-3-haltiges Fischöl jene Zellentzündungen reduzieren, die für Gedächtnisverlust verantwortlich sind. Und eine Studie der Universität Aberdeen wies nach, dass ein an fetten Fischen reicher Speiseplan die Gehirnalterung verlangsamt.

Auch körperliches Training regt neue Zellbildung und neue Zellverbindungen im Gehirn an. Eine Seniorengruppe, die an einem vier Monate währenden aerobischen Training teilnahm, zeigte danach eine spürbar verbesserte geistige Agilität.

Sieben Faktoren, die uns jung halten
1. Körperliche Fitness
2. Ein anregender Beruf
3. Die Bereitschaft, mit dem Lernen niemals aufzuhören
4. Nicht zu viel Stress
5. Ein gutes Sozialleben
6. Eine Diät, die reichlich öligen Fisch, Obst und Gemüse enthält
7. Die Fähigkeit, "jung zu denken"

 

(erschienen in Psychologie Heute, April 2006)


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